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Zu schnell?

Was waren das doch für Zeiten, als man mit dem Automobil in sportlicher Manier durch die Landschaft ziehen konnte! Ohne Geschwindigkeitsbegrenzung, reinste Fahrkunst und höchste Konzentration waren hier gefragt. Wo Autofahren noch eine Leidenschaft war und jede Reise zur Rallye wurde.

Gekonnt zirkelte man sein Vehikel über die engen Bergstraßen hinauf, kraftraubend zerrte man am Volant, begleitet von der Musik des Motors, welcher bei jedem Gaststoß kernig durch den Auspuff röhrte. Während die Sicherheitsbewussten heutzutage schon bei jeder Kurve die Arschbacken zusammenkneifen, blieb man seinerzeit noch ordentlich auf Zug. Zumal die heutige “Schleicherei” ja gerne mit der Moral der Verantwortlichkeit, des Sicherheitsbewusstsein begründet wird.

Dabei ist das vollkommen falsch. Von der panikartigen Angst vor der fühlbaren Dynamik eines artgerecht bewegten Automobils, bis hin zur enthemmten Raserei ist ein weiter Weg. Oder wer will bestreiten, dass unsichere und langsame Autofahrer viel eher Gefahr laufen einen Fehler zu machen? Und wenn es dann passiert, dann wissen sie nicht einmal warum. Den einzigen Grund, den solche Personen dann nennen: “Ich war zu schnell.

Was ist zu schnell? Zu schnell ist eine Relation, denn Geschwindigkeit ist keine Maßeinheit. Man war zu schnell für die Kurve, zu schnell für den Rollsplitt, zu schnell für die eigene Fähigkeit? Das alles hat nichts mit objektivem Zu-schnell-fahren zu tun. Es ist vielmehr eine Wahrnehmung. Während der besonnenen Fahrer, mit hilflos am Anschlag zuckender Panikschaltung des Stammhirns in die Kurve eintaucht, um am Ende dieser im Graben zu landen, schlenzt der ambitionierte Fahrer diese Kurve mit Leichtigkeit und Eleganz im annähernd doppelten Tempo durch.

Im Unfallbericht wird dann überhöhte Geschwindigkeit vermerkt, da der verunfallte Fahrer mit 85 km/h fuhr, während sich die Kurve jedoch in einer 70 km/h-Beschränkung befand. Zu schnell kann es aber nicht gewesen sein, wenn ein anderer dasselbe Eck mit knapp 140 presst. Der war eben genau richtig! Und der andere einfach zu dumm. Zu schnell? Was ist das denn?

G’schamster Diener, Ihr Cosimo Strozzi
In meiner Kolumne "Hinterm Volant" erzähle ich von meinen Eindrücken aus der Abarth-Szene und Erlebnissen hinterm Steuer einer Abarth-Rennsemmel. Kritisch, humorvoll und nichts als die Wahrheit. ;-)
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