Sogenannte „Semislicks“, also straßenzugelassene Rennreifen, sind in der Szene sehr beliebt, weil sie dem Fahrzeug einen noch sportlicheren Look verpassen und für alle Motorsport-Enthusiasten bei „Trackdays“ und Testfahrten den nötigen Grip bieten. Ein Blick auf das Profil solcher Reifen genügt jedoch, um sagen zu können: „Nein, Semislicks eignen sich nicht als Alltagsreifen!“
Nässe kann immer auftreten
Das Profil von „Semislicks“ verfügt über einen sehr hohen Positivanteil, um eben möglichst viel Haftung aufzubauen. Auf trockener Fahrbahn funktioniert dies auch. Auf nassem Asphalt können diese Reifen aufgrund fehlender Rillen aber nicht mehr so viel Wasser verdrängen, der Reifen schwimmt damit schnell auf. Im Alltag kann das bei Kurvenfahrten oder Bremsmanövern schnell kritisch werden.
Nässe kann jederzeit und überall ganz unerwartet auftreten, auch wenn man sein geliebtes Fahrzeug nur im Sommer bewegt. Irgendwo im Nirgendwo unterwegs, ein heftiges Sommergewitter und schon sieht es mit der Weiterfahrt schlecht aus. Ganz anschaulich zeigen, dass diverse Reifentests von namhaften Autofahrerclubs und Motorsportexperten. Gewöhnliche Sommerreifen hängen „Semislicks“ beim Bremsentest von 80 km/h auf 0 km/h bei Nässe deutlich ab. In Zahlen bedeutet das, beliebte „Semislicks“, wie der „Michelin Pilot Sport Cup 2“ oder der „Toyo Proxes R888“, verlieren gegenüber Sommerreifen zwischen 8 und 14 Meter. In einer Notsituation kann das über Leben und Tod entscheiden. Und auch die Seitenführung von „Semislicks“ lässt bei Nässe mehr als zu Wünschen übrig.
Temperatur ist alles
Ein weiterer Aspekt, den viele nicht bedenken, ist die Reifentemperatur. Damit nämlich ein „Semislick“ optimal funktioniert, benötigt dieser Temperaturen von 80 bis 100 Grad Celsius. Auf einer Rennstrecke ist es normalerweise kein Problem, die Reifen auf solch hohe Temperaturen zu bringen, im Alltag gestaltet sich dies allerdings schwierig. Und auch hier zeigt sich, dass nicht optimal temperierte Reifen einen Nachteil bringen, nämlich im Schnitt rund 3 Meter mehr Bremsweg.
Hat der „Semislick“ auf trockener Fahrbahn seine Betriebstemperatur erreicht, dann kann er all seine Stärken optimal ausnutzen. Er bietet gegenüber Sommerreifen viel mehr Potenzial, er bleibt selbst bei hohen Geschwindigkeiten stabil und kann deutlich mehr Querkräfte aufbauen. Dies lässt viel höhere Kurvengeschwindigkeiten und eine präzisere Steuerung des Fahrzeugs zu.
Letztendlich ist es jedem selbst überlassen, welchen Reifen er wählt, solange diese straßenzugelassen sind und sich nicht unter der Verschleißgrenze befinden, sollte es versicherungstechnisch auch keine Probleme geben. Dennoch machen „Semislicks“ erst dann Sinn, wenn sie unter Betriebstemperatur gefahren werden, ansonsten sind sie nur ein hübscherer Sommerreifen, der deutlich mehr kostet als solcher.
Quellennachweis: motor-talk.de; autobild.de; semislicks.de; tcs.ch;
Bildnachweis: semislicks.de;
