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Rekordfahrt Ostende – Wien: Eine österreichische Meisterleistung

Karl Abarth und Martin Schneeweiß

In aller Stille und mit beeindruckender Zielstrebigkeit haben die beiden Wiener Rennfahrer Karl Abarth und Martin Schneeweiß eine sportliche Großtat vollbracht, die ihresgleichen sucht. Auf einer 600-ccm-Beiwagenmaschine (Sunbeam-Felber-Gespann) bewältigten sie die 1372 Kilometer lange Strecke von Ostende nach Wien in einer Nonstopfahrt von nur 23 Stunden und 40 Minuten – eine Leistung, die unter schwierigsten Bedingungen zustande kam.

Ein Vergleich zur „2000 Kilometerfahrt durch Deutschland

Karl Abarth und Martin Schneeweiß in London

Um die Dimension dieser Leistung zu verstehen, lohnt ein Vergleich mit der renommierten „2000 Kilometerfahrt durch Deutschland“. Bei diesem Rennen mussten Teilnehmer eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 60 km/h halten und die Strecke in knapp 35 Stunden bewältigen. Dabei genossen die Fahrer zahlreiche Vorteile: abgesperrte Straßen, organisierte Verpflegung und Unterstützung bei Reparaturen. Dennoch erreichte damals nur ein einziger Fahrer in der Beiwagenklasse bis 600 ccm das Ziel. 

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White Lion Productions

Abarth und Schneeweiß hingegen hatten keinerlei solche Unterstützung. Sie mussten sich mit normalen Straßenverhältnissen, Verkehr und Grenzkontrollen auseinandersetzen. Trotz dieser Herausforderungen erreichten sie eine tatsächliche Fahrzeit von nur 21 Stunden und 50 Minuten – eine beeindruckende Leistung, die die Anforderungen an Mensch und Maschine eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Herausforderungen auf der Strecke

Die beiden Rennfahrer hatten mit zahlreichen Hindernissen zu kämpfen. Grenzaufenthalte, Umwege durch unbekannte Strecken und Baustellen in Deutschland verlangten ihnen viel ab. Zudem konnten sie sich während der Fahrt kaum ausruhen: Selbst der Beifahrer musste ständig die Strecke im Auge behalten. Auf die Frage, was sie während der Fahrt gesehen hätten, antworteten die beiden lakonisch: „Nichts, nur Straßen – und einmal ein Schaf bei Worms.

Ein neuer Rekord

Die Strecke Ostende–Wien war bereits vor Jahren von einem anderen Fahrer in 26 Stunden und 50 Minuten bewältigt worden. Abarth und Schneeweiß unterboten diese Zeit um beeindruckende 3 Stunden und 10 Minuten. Ihre Abfahrt am 16. April 1934 um 8:30 Uhr in Ostende wurde vom englischen Automobilklub offiziell bestätigt, und ihre Ankunft am 17. April 1934 um 7:30 Uhr in Wien wurde vom österreichischen Automobil-Club beglaubigt. Damit setzten sie einen neuen Maßstab für Langstreckenfahrten.

Unterstützer und Sponsoren

Die Rekordfahrt wurde durch die Unterstützung von Firmen wie Castrol, Semperit und der Sunbeam-Generalvertretung ermöglicht. Diese Unternehmen stellten notwendige Materialien und Ausrüstung bereit, ohne die ein solches Unterfangen kaum realisierbar gewesen wäre. Ihre Förderung des österreichischen Motorsports verdient höchste Anerkennung.

Die Strecke im Detail

Für alle, die den neuen Rekord brechen möchten, hier die genaue Route:  Ostende – Brüssel – Lüttich – Aachen – Köln – Bonn – Koblenz – Mainz – Mannheim – Stuttgart – Ulm – Augsburg – München – Salzburg – Wien.

Mit ihrer außergewöhnlichen Leistung haben Karl Abarth und Martin Schneeweiß nicht nur einen neuen Rekord aufgestellt, sondern auch gezeigt, welche sportlichen Höchstleistungen selbst unter widrigsten Bedingungen möglich sind. Ein Meilenstein in der Geschichte des österreichischen Motorsports!

Werbung im Jahre 1934 über diesen herausragenden Erfolg.

Quellennachweis: Das Motorrad, Nr. 217, 1. Mai 1934; Der Motorfahrer, Nr. 9, 4. Mai 1934; Der Wiener Tag, 19. April 1934;

Bildnachweis: Titelbild: Der Motorfahrer, Nr. 9, 4. Mai 1934 - Karl Abarth und Martin Schneeweiß; | Das Motorrad, Nr. 217, 1. Mai 1934 - Martin SChneeweiß und Karl Abarth in London;
Gründer und Herausgeber des Magazins "SCORPIONISSIMO". Motorsport affiner "Petrolhead" und bekennender "Abarthisti". Zudem Begründer des Verbands "Netzwerk Internationaler Abarthfreunde".
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