Von Kindheit an interessierte sich Karl Abarth für Fahrzeugtechnik. Mit sechzehn Jahren fing er in der feinmechanischen Werkstätte „Castagna & Co“ in Wien zu arbeiten an. Kurzzeitig wechselt er zum Wiener Fahrradhersteller „Degen“ und arbeitete später als Mechaniker in der „Motorrad-Fabrik MT“ (Motor Thun), dessen Inhaber der Trentiner Graf Max von Thun war.
Sein erstes Motorradrennen
Als Ersatz für einen erkrankten Motor-Thun-Piloten startet Karl Abarth im Jahre 1928 erstmals bei einem Motorradrennen. Seine Leistungen waren beeindruckend und schon bald war er schneller unterwegs als so mancher Werkspilot. Schon ein Jahr später konstruierte er sein erstes Motorrad und feierte damit einige Erfolge. Leider beendete ein schwerer Unfall im Jahre 1930 vorläufig seine Karriere.
Umstieg auf Beiwagenmaschinen
Der Unfall trug eine schwere Knieverletzung mit sich, wodurch Abarth nicht mehr in der Lage war Motorradrennen zu bestreiten. Er wechselt somit auf Beiwagenmotorräder und kehrte im Jahre 1934 mit einer „Sunbeam-Sport 90 TT“ in den Rennsport zurück. Legendär zu jener Zeit war die Wettfahrt gegen die Eisenbahn, auf einem Teilstück des „Orient-Express“ welches von Wien nach Ostende führte. Gemeinsam mit Martin Schneeweiß legte er die Strecke von 1372 Kilometer in einer Nonstopfahrt von 23 Stunden und 40 Minuten zurück.

Karl Abarth begann wiederum mit den Maschinen und den Auspuffanlagen zu experimentieren und modifizierte seine Beiwagenmaschinen in gewohnter Manier. Der junge Österreicher war in den nachfolgenden Jahren überaus erfolgreich und gewann mehrmals die „Krieauer Bahnrennen“, unter anderem auf den Motorradmarken „Sunbeam“ und „FN“. Im Jahre 1936 konnte er auch das „Höhenstrassenrennen“ für sich entscheiden, welches er mit einem „M.P. -Beiwagen“ mit Schwingachse bestritt. In der Zeitschrift „Der Motorradfahrer, 14. Jahrgang – Nr. 22“ vom 30. Oktober 1936 steht folgendes geschrieben:
“Bei dem Höhenstraßenrennen am Sonntag, den 18. d., siegte Karl Abarth überlegen in beiden Beiwagen rennen und erzielte die beste Zeit des Tages für Beiwagen. Bei dieser überwältigenden Tatsache muß sich jeder Fachmann fragen, wieso dies möglich war, obwohl so viele ausländische prominente Fabriksfahrer mitkonkurrierten. Fahrer, welche schon im vorhinein ihres Sieges gewiß waren und auf die österreichischen Kollegen mit einer Geringschätzung nerabblickten und mit ganz hervorragenden Maschinen und sehr leichten Beiwagen ausgestattet waren. Es muß daher bei Abarth etwas hinzugekommen sein, was ihm ein gewaltiges Uebergewicht über alle anderen Fahrer gab. Und tatsächlich ist dies der Fall, denn Abarth fuhr mit einem hervorragend konstruierten MP-Schwingachs-Beiwagen, welcher ihm erlaubte (im Gegensatz zu allen anderen Konkurrenten), alle Kurven in voller Geschwindigkeit zu durchfahren und sich so jene Ueberlegenheit zu sichern, welche zu den beiden überragenden Siegen führte. Alan sieht daraus, daß nicht alles an der Maschine liegt, man muß auch den richtigen Beiwagen dazu haben.” [SIC]
Diese siegbringende „Schwingachse“ wurden bereits im Jahre 1930 als erste gekapselte gummigefederte „M.P.-Schwingachse“ auf den Markt gebracht. Im Jahre 1935 brachten die „M.P.-Beiwagenwerke“ dann ein verbessertes „Schwingachsen-Aggregat“ heraus. Ob und inwiefern Karl Abarth hier mitgewirkt hat oder ob er diese sogar erfunden hat, konnten bei der Recherche mit keinem historischen Dokument belegt werden.
Eine Erklärung zu seinen unglaublichen Siegen liefert Karl Abarth selbst in einem Schreiben:

Ende seiner Motorradkarriere
Im Jahr 1938 wird Österreich von den Nationalsozialisten besetzt und Karl Abarth nutzt die Chance unter den Farben der Tricolore Rennen zu fahren. Er nimmt damit die italienische Staatsbürgerschaft an und wandert nach Italien aus. Von nun an lautete sein offizieller Vorname Carlo.
Im Herbst des Jahre 1939 beendet dann ein weiterer Rennunfall in Laibach endgültig seine Motorradfahrer-Karriere. In den darauffolgenden Kriegsjahren lebte Carlo Abarth auch in Ljubljana (Laibach), das damals zu Italien gehörte. Dort arbeitet er in eine mechanische Fabrik und baute Fahrzeuge auf Kohlegasbetrieb um. Nach Kriegsende floh Abarth nach Meran und eröffnete dort einen Fahrradhandel.

Quellennachweis: Der Motorradfahrer, 14. Jahrgang - Nr. 22 vom 30. Oktober 1936; Der Motorradfahrer, 15. Jahrgang - Nr. 14 vom 9. Juli 1937; Erklärung von Karl Abarth vom 19. Oktober 1936, geschichtewiki.wien.gv.at; www.abarth.nl via Wayback Machine; Jutro (Ljubljana. 1931-1943) vom 13. November 1939;
Bildnachweis: Der Motorradfahrer, 14. Jahrgang - Nr. 22 vom 30. Oktober 1936; Der Motorradfahrer, 15. Jahrgang - Nr. 14 vom 9. Juli 1937;