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Frauen in der Automobilgeschichte

Frauen in der Automobilgeschichte

Die bekannteste Frau der Automobilgeschichte ist zweifelsohne Bertha Benz. Sie unternahm im Jahre 1888 mit dem „Benz Patent-Motorwagen Nummer 3“ ihres Mannes Carl Benz die erste Überlandfahrt der Geschichte. Zu Beginn des automobilen Zeitalters gab es jedoch nur sehr wenige Frauen, die Auto fuhren oder in einem engeren Zusammenhang mit Automobilen standen. Kontinuierlich stieg der Anteil der autofahrenden Frauen in den nachfolgenden Jahrzehnten und veränderte die Automobilgeschichte. 

Die erste geprüfte Fahrerin

Carl Benz war bekanntermaßen der erste Mann, der eine sogenannte „Fahrerlaubnis“ besaß. Er ließ sich diese einfach im Jahre 1888 vom Großherzoglichen Bezirksamt Mannheim ausstellen. Seine Frau Bertha Benz unternahm ihre Fahrten zu jener Zeit noch ohne jegliche offizielle Fahrerlaubnis. 

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Offiziell gilt die französische Herzogin Anne d’Uzès, die im April 1898 eine „Führerscheinprüfung“ abgelegt hatte, als erste Frau mit Fahrerlaubnis. Die „Automobile Club Association“, eine Art französischer Autofahrerclub, nannte nämlich den 14. August 1993 als ersten Prüftag für automobile Fahrerlaubnisse. Anne d’Uzès war es auch gleichzeitig, die als erste Frau ein Strafmandat wegen zu schnellen Fahrens erhielt. Anstatt der erlaubten 12 km/h fuhr sie in der Umgebung Paris 13 km/h.

Die Schweiz führte schon 1890 die ersten praktischen Fahrprüfungen durch, über die ersten Prüflinge ist jedoch nichts näheres bekannt. Auch Österreich war Vorreiter bei sogenannten Fahrprüfungen. So soll es bereits im Jahre 1889 eine der ersten derartigen Verordnungen der „Statthalterei von Niederösterreich“ gegeben haben. Leider gibt es auch dazu keine eindeutigen Beweise. Fakt ist jedoch, dass Österreich im Jahre 1905 eine einheitliche Regelung eingeführt hat, die im Jahre 1909 nochmals nachgebessert wurde. Dabei wurde auch erstmals der Begriff „Führerschein“ eingeführt. Über die erste österreichische Frau mit Führerschein ist leider nichts bekannt, die Wiener Polizeidirektion listet allerdings im Jahre 1907 sechzehn Frauen, die bereits ein eigenes Automobil angemeldet hatten. 1912 gab es bereits 25 amtlich geprüfte Autofahrerinnen in Österreich. 

In Deutschland wurde der für das gesamte Deutsche Reich gültige Führerschein im Mai 1909 eingeführt. Die erste private Fahrschule wurde bereits 1904 in Aschaffenburg eröffnet. Im Jahre 1909 erwarb Amalie Hoeppner in Leipzig als erste Frau Deutschlands einen Führerschein. Übrigens dürfen Frauen erst seit 1958 unabhängig vom Einverständnis ihres Ehemannes oder ihres Vaters den Führerschein machen. 

Frauen auf Rekordjagd

Auch Frauen gingen damals schon auf die automobile Rekordjagd. So war es Alice Ramsey, die Amerika im Jahre 1909 als erste Frau mit einem Automobil durchquerte. Clärenore Stinnes war der erste Mensch überhaupt, der mit einem Automobil die Welt umrundete. Sie startete am 25. Mai 1927 in Frankfurt am Main und fuhr mit ihrem „Adler Standard 6“ durch 26 Länder und absolvierte dabei 47.000 Kilometer. Von ihrer Expedition kam sie am 29. Juni 1929 nach Berlin zurück. 

Wenige Jahre später, genauer gesagt im Jahre 1934 brachen drei Damenteams bestehend aus Vera Vlčková und Eva Elstnerová, Ela Slavíková und Helga Martenová sowie Zdeňka Veselá und Ezka Kavalierova zu einer 14.000 Kilometer langen Reise auf. Sie durchquerten mit ihren drei „Aero 20“ Spanien, Frankreich und Deutschland und erreichten nach 48 Tagen das Ziel in Prag. Die Expedition wurde damals von Zeitungen und der Wochenschau begleitet und sorgte für mediales Aufsehen. 

1939 absolvierte die Schriftstellerin Annemarie Schwarzenbach zusammen mit Ella Maillart in einem „Ford Cabriolet“ eine automobile Reise von Genf nach Kabul.

Automobilsport

Eliška Junková gilt seit 1926 als die erste professionelle Grand-Prix-Fahrerin und feierte 1927 einen ihrer größten Erfolge. Sie belegte seinerzeit Platz 4 beim „Großen Preis von Deutschland“ und brach zudem auch den damals aktuellen Streckenrekord. Maria Teresa de Philippis stieg 1958 als erste Frau in die moderne Formel 1 ein. Anfänglich fuhr sie als Privatfahrerin auf Maserati 250F, wechselte danach in der darauffolgenden Saison aber als Werksfahrerin zu Porsche

Auch die Schriftstellerin Erika Mann verschrieb sich schon früh dem automobilen Rennsport. Im Jahre 1931 konnte sie mit ihrem Beifahrer Ricki Hallgarten eine Autorallye über 10.000 Kilometer quer durch Europa gewinnen. Auch die Schwedin Ewy Rosqvist zeigte ihre Klasse in der automobilen Sportwelt. Ab 1960 bei Volvo sowie ab 1961 bei Mercedes bestritt sie unzählige Tourenwagenrennen. Sie errang beim „Argentinischen Tourenwagen Grand Prix“ mit einem Schnitt von 127 km/h den Gesamtsieg. In den darauffolgenden Jahren belegte sie dann den zweiten und dritten Platz. 1964 gewann Ewy Rosqvist den Klassensieg bei der „Monte-Carlo-Rallye“.

Als erfolgreichste Frau im modernen Rallyesport zählt wohl Michèle Mouton. Sie gewann als erste Frau im Jahre 1981 einen „Rallye-WM-Lauf“, nämlich in San Remo auf „Audi quattro“. Später feierte sie weitere Erfolge in Portugal, Griechenland und Brasilien und konnte mit den Teamkollegen Stig Blomqvist und Hannu Mikkola für Audi die „Marken-Weltmeisterschaft“ 1982 holen. 1984 gewann Mouton die „Open Rally Class“ beim „Pikes Peak Bergrennen“. Ebendort sicherte sie sich 1985 in einem „Audi Sport quattro“ als erste Fahrerin mit einem neuen Streckenrekord den Gesamtsieg. 1986 war sie zudem die erste und bislang einzige Frau, die die „Deutsche Rallye-Meisterschaft“ gewann.

Rund ums Automobil

Auch rund um das Automobil und in der Automobilindustrie fanden starke Frauen ihren Platz. So war es die Witwe Sophie Opel, die nach dem Tod ihres Mannes Adam Opel im Jahre 1895 die „Opelwerke“ übernahm. Sie entschied sich auch für die Übernahme der „Anhaltischen Motorwagenfabrik“, mit der Opel im Jahr 1899 mit der Automobilfertigung begann. Sophie Opel führte das Unternehmen bis zu ihrem Tod im Jahre 1913.

Aber auch abseits von Motorsport und Industrie wollten Frauen bei der Entwicklung des Automobiles mitwirken.  Eleanor Thornton beispielsweise stand als Modell für die Kühlerfigur „Spirit of Ecstasy“ der „Rolls-Royce-Autos“. Dorothy Levitt gilt als bekannteste Motorsportlerin Englands Anfang 1900. Sie veröffentlichte aber auch im Jahre 1906 das erste von einer Frau geschriebene Buch zum Thema Auto. Es trug den Titel „The Woman and the Car“. Nebenbei bemerkt, war sie an der Erfindung des Rückspiegels beteiligt. Sie benutzte nämlich ihren Schminkspiegel auch dazu, um das Verkehrsgeschehen hinter ihr zu überprüfen. 

Alice Elizabeth Anderson gründete bereits 1919 im australischen Melbourne die erste reine Frauenwerkstatt. Das „Alice Anderson Motor Service“ bot ihren Kundinnen und Kunden einen Reparaturservice für Automobile, Chauffieren mit Garagenfahrzeugen, Interstate-Touren, Fahrkurse und Tankstellen. Anderson selbst war Geschäftsfrau, Designerin und Mechanikerin und führte ihr Unternehmen bis zu ihrem Tod. Danach wurde dieses von Ethel Bage und May Rooney bis mindestens 1954 weitergeführt. 

HINWEIS: Dieser Artikel wurde ursprünglich am 14. Februar 2023 auf „Der Nostalgiker“ veröffentlicht.


Quellennachweise: dernostalgiker.at, Artikel vom 14. Februar 2023;
Bildnachweise: de.wikipedia.org, gemeinfrei | Alice Ramsey zusammen mit ihren Begleiterinnen (1909);
  1. Anne d’Uzès um 1896, Commons Wikimedia ↩︎
  2. Michèle Mouton auf Audi Sport Quattro RAC Rally 1984, Commons Wikimedia ↩︎
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