Der Elektromotor ist der effizienteste aller Antriebe und lässt sich universell einsetzen. Dennoch konnten sich elektrische Antriebe im Verkehrswesen bisher nur bei schienengebundenen Fahrzeugen durchsetzen. Schon vor dem Ersten Weltkrieg machten sie den Dampflokomotiven Konkurrenz. Auf der Straße hingegen herrscht unangefochten der Verbrennungsmotor.
Elektroautos hatten die Nase vorne
Als Erfinder des Elektromobiles gilt Robert Anderson, der den ersten elektrischen Wagen vermutlich zwischen 1832 und 1839 entwickelte. Zunächst entstand ein sogenannter „Elektrokarren“, erst später das erste Elektrofahrzeug. Auch andere Erfinder machten sich daran, eine Ablöse für den Dampfwagen zu finden. So erfand Gustave Trouvè im Jahre 1881 das erste offiziell anerkannte Elektroauto. Es handelt sich dabei um ein dreirädriges Fahrrad (Starley Coventry) mit Elektroantrieb, das eine Geschwindigkeit von zirka 12 km/h erreichte und eine Reichweite von rund 20 Kilometer erbrachte. 1882 entwickelte Werner Siemens einen elektrischen Kutschenwagen. Dieser war an eine zweipolige Oberleitung gebunden und gilt als Vorläufer des heutigen Oberleitungsbusses. Die Hochzeit des Elektrofahrzeuges brach jedoch erst gegen 1887 an. Obwohl im Jahr zuvor Carl Benz eine dreirädrige Kutsche mit einem Benzin-Gasmotor kombinierte, waren die Chancen für elektrisch betriebene Straßenfahrzeuge, die Nachfolge des Dampfwagens anzutreten, sehr gut. Im Betrieb waren sie zwar nicht billiger als Benzinautos, dafür aber leise und damals auch noch zuverlässiger. Gegen Ende des Jahrhunderts lief die Serienfertigung von Elektroautos an.
Begünstigt wurde das Vordringen des Elektroautos durch die damals bescheidenen Ansprüche an Reichweite und Geschwindigkeit. Überlandverkehr war seinerzeit kaum existent, und für das Großstadtpflaster reichten auch niedrige Geschwindigkeiten allemal. Berlin verfügte im Jahre 1899 über einige Elektrotaxis, die eine Reichweite von 30 Kilometern verfügten. Auch bei Autorennen setzte sich das Elektrofahrzeug zuerst durch und konnte große Erfolge feiern. Ein Zeitungsartikel der „Illustrierten Sport Zeitung„, Ausgabe 23. September 1900, belegt einen solchen Erfolg.
„Zu den interessantesten auswärtigen Fabricaten, die bisher nach Wien gebracht worden sind, zählt eine elegante Jenatzy-Wagonette der Firma Engl & Hoerde, Elektroautomobil-Gesellschaft, I. Bez. Elisabethstrasse Nr. 13, die schon bei dem Bergstrassenrennen auf den Semmering einen Beweis ihrer Leistungsfähigkeit gegeben hat, indem sie das Rennen ihrer Classe in der schönen Zeit von 22:27 gewann.“
Der Untergang des Elektroautos
Trotz all dieser Erfolge und Bemühungen verkehrten nach 1900 immer noch mehr Dampfwagen als Elektro- oder Benzinwagen auf den Straßen. Letztendlich verhalf die Elektrotechnik dem Benzinfahrzeug zum Durchbruch. Sie machte das mühsame Ankurbeln des Motors überflüssig, ersetzte die trüben Karbid-Lampen durch helle Scheinwerfer und sorgtet zuverlässig für die Zündung des Gasgemischs im Zylinder. Ab etwa 1910 setzte der Niedergang des Elektroautos ein, in den zwanziger Jahren spielte das Elektrofahrzeug keine bedeutende Rolle mehr. Gerade noch im Nahverkehr bot sich ab und an eine Nische für elektrisch betriebene Fahrzeuge an.
Renaissance zwischen 1990 und 2003
Eine Renaissance erlebte das Elektroauto ab etwa 1990. Die Bestrebungen rührten vom damaligen Golf-Krieg, der Ölkrise und wachsendem Umweltbewusstsein her. BMW entwickelte 1992 den BMW E1, stellte das Projekt aber vor Markteinführung wieder ein. Viele weitere Hersteller entwickelten in jenen Jahren neue Elektrofahrzeuge. Die meisten Projekte wurden aber wieder eingestellt und die Auslieferung gestoppt. Laut Herstellerangaben lag dies an „mangelnder Nachfrage“ und „nicht zu gewährleistender Ersatzteilerbringung“.
Erst ab dem Jahre 2003 schritt die Entwicklung wieder weiter voran, brachte bis zum Jahre 2010 aber keine bedeutsamen Ergebnisse. Das Elektroauto war bis zu diesem Zeitpunkt immer eine Randgruppe in der Fahrzeugindustrie und fand bei den Kunden eher wenig Anklang. 2006 stellte Elon Musk seinen Tesla Roadster vor, der bei Sportautoliebhabern recht guten Anklang fand. Im Jahre 2009 startete Mitsubishi mit ihrem i-MiEV die erste Großserie an Elektroautos. Ein Jahr danach folgte der Nissan Leaf. Auch Renault, Peugeot und Toyota schlossen sich dieser Entwicklung an und experimentierten ebenfalls im Rennsport. Am 27. April 2011 umrundete der Peugeot EX1 die 20,8 km lange Nürburgring Nordschleife in 9:01,338 min, der Toyota TMG EV P001 verbesserte diesen Wert am 29. August 2011 auf 7:47,794 min. Diese motorsportliche Leistung wurde in den Medien schnell verbreitet und sorgte für Aufsehen. Nach und nach gewann das Elektroauto an Beliebtheit.
Bis zum heutigen Tag haben viele Hersteller ein Elektrofahrzeug in ihr Portfolio aufgenommen. Die Verkaufszahlen steigen langsam, und die Entwicklung der Akkumulatoren und Ladetechnik schreitet voran. Noch kann das Elektroauto das konventionelle Kraftfahrzeug nicht ablösen, blicken wir also gespannt in die Zukunft der Elektroautomobile.
HINWEIS: Dieser Artikel wurden ursprünglich am 3. Januar 2019 auf „Der Nostalgiker“ veröffentlicht.
Quellennachweis: dernostalgiker.at; Elektrofahrzeuge vom Windwagen zum Elektromobil (ISBN-13: 978-3800720545); Illustrierten Sport Zeitung, Ausgabe 23. September 1900 (ANNO) http://anno.onb.ac.at;
Bildnachweis: de.wikipedia.org, CC BY-SA 3.0 de | E.V.C. oder Columbia Hansom Cab Kraftdroschke (1904)